Müsste ich für diesen Abend in der grünen Smaragdstadt einen Untertitel finden, wäre es wohl „Sowie man plant und denkt, so kommt es nie!“. Ich war mit der Erwartung losgefahren am Abend Roberta Valentini als Elphaba und Valerie Link als Glinda zu erleben. War zwar leicht enttäuscht, hatte mir aber dennoch vorgenommen, den Abend zu genießen. Nach einer 7 stündigen Zugfahrt –es ist ein ganz schönes Stück von Berlin bis nach Stuttgart- kam ich endlich in Stutti an. Schweren Rucksack auf dem Rücken, meine beste Freundin seit Mannheim auch noch im Gepäck und müde und hungrig schlugen wir dann gleich den Weg zum SI-Zentrum ein. Also Lautsprecherdurchsagen verstehen ist wirklich wie Mario Barth schon sagte: Man muss wissen wo man raus will und hoffen, dass es der einzige Platz oder Allee ist auf der Strecke. Wie ich da doch lernte die S-Bahn-Ansagen in Berlin zu schätzen.
Endlich im SI-Zentrum haben wir uns erstmal etwas zu Essen organisiert und noch ein bisschen zusammen gesessen und geplauscht, bevor es dann zum Eingang des Palladium-Theaters ging und ich diesen scheiß, schweren Rucksack los werden konnte. Was man nicht alles für nur einen Abend mitschleppt…
Wenige Minuten später und 15 Euro ärmer, hielt ich dann die Abendbesetzung in den Händen und hätte am liebsten, wie das kleine Mädchen neben mir, angefangen einen Freudentanz aufzuführen, als ich da
Willemijn’s Name und darunter den von
Katrin Löbbert entdeckte. So nahm ich noch aufgeregter meinen Platz in der dritten Reihe ein. Leider hatten wir noch über eine halbe Stunde Zeit bis endlich die Ouvertüre beginnen würde. So fiel erst mal die Dekoration ins Auge und wurde ausgiebig diskutiert. Der Vorhang gefiel mir. Obwohl mir am Ende Grün so dermaßen auf den Keks ging.
J (Ganz praktisch, wenn man grüne Augen hat

) Die Dekoration, die sich ja bis hinauf zum ersten Rang zieht, war ich begeistert. So viele kleine, liebevolle Details. Und das Oberhighlight: der nette Drache über der Bühne. Kurzer Hand von mir und meiner Freundin Fauchi genannt. Allerdings meinte meine beste Freundin dann, der Name wäre zu süß und verpasste ihm einen aus Eragon. Fragt mich nicht welchen, ich weiß es nicht mehr. Ich war ja für Fauch, wenn ihr Fauchi zu süß war.
Um 18.30 kam die Erlösung: Die Ouvertüre setzte ein und die Affen finden an herum zu springen, Fauchi fauchte und dann hob sich der Vorhang.
Die Abendbesetzung war wie folgt:
Elphaba – Willemijn Verkaik
Glinda – Katrin Löbbert
Fiyero – Mathias Edenborn
Madame Akaber- Barbara Raunegger
Der Zauberer von Oz – Stefan Poslovski
Nessarose – Janine Tippl
Dr. Dillamonth – Michael Günther
Moq – Andrea Casati
Damenensemble:
Emily Beaton-Young
Helena Blöcker
Vanessa Campbell
Heather Carino
Belinda Jean Edwards
Melanie Gebhard
Candy Marriott
Barbara Schmid
Maria Walter
Herrenensemble:
Bero Antunovic
Cosimo de Bartolomeo
Rhys George
Kit Gresty
Jonathan Johnson
Robert Knorr
Jimmy Laremore
Tommie Luyben
Filippo Strocchi
Eine Gänsehaut zog sich über meinen Rücken. Ich kannte bis dato nur „Keiner weint um Hexen“ von der CD und live war es wie immer tausend Mal besser.
Als Katrin in ihrer komischen Luftblase „antanzte“, spitze ich meine Ohren. Kannte ich sie doch nur aus dem Fernsehen, wo sie mit meinem geliebten Patrick „Jump“ bei „Ich Tarzan, Du Jane“ performte. Ich fand sie gut. Nicht überragend gut, aber sie hat die Glinda überzeugend gemimt. Nach „Heißgeliebt“ hatte ich von dem Quietschen erst einmal Kopfschmerzen. Gesanglich fand ich sie im ersten Akt weitaus besser. Irgendwie hat sie im zweiten geschwächelt und konnte mit Willemijn nicht in „Wie ich bin“ so stark mithalten, wie es vielleicht die Rolle erfordert hätte. Nichtsdestotrotz war ich froh, sie einmal live zu erleben und mir ein eigenes Bild von ihr zu machen.
Nun zu Willemijn. Ich hatte nun schon viel positives über sie gehört und vom ersten Ton an, war ich fasziniert und wusste genau, dass sie die Glückliche sein würde, die am Ende der Show bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen würde. Eine atemberaubende Stimme, hammertolle Bühnenpräsenz und grün ist definitiv ihre Farbe. Ich habe Rotz und Wasser geheult bei „Ich bin es nicht“. Viele schlechte Erinnerungen und Gefühle sind verbunden mit dem Lied und kamen alle wieder hoch. Die zweite Heulattacke kam bei „Wie ich bin“ und die dritte beim „Finale“.^^
Mathias, Mathias, Mathias. Stimmlich gefällt mir doch mein Lieblingsranger Mark weitaus besser, dennoch muss ich sagen, finde ich Mathias echt toll und ich kaufe ihm Fiyero ab. Vielleicht nicht unbedingt 100% das Oberflächige (das passt dann doch wieder zu dem lieben Mark), aber die komischen Momente waren auch wirklich komisch und ich habe sehr gelacht. Meine Favouriten sind wohl die „Lion-Cub-Szene“ und die „Catfight-Szene“. Da hat es einige Minuten gedauert bis ich wieder ohne Gluckser atmen konnte.
Zu Barbara kann ich nur sagen: Ich hatte Angst und Wut in mir. Was sehr für die Qualität der Darstellung spricht. Stefan hat mir als Zauberer von Oz auch sehr gut gefallen. Dank ihm mag ich jetzt „Wundervoll“. War vorher nicht so mein Lieblingslied und jetzt kann ich nicht dieses Adjektiv verwenden, ohne gleich zu singen anzufangen. Michael mochte ich auch. Es ist doch immer wieder schwer, ein TIER zu spielen und dafür hat er es mit Bravour gemeistert. Profi halt. Bei Janine dachte ich erst: Öhm und die soll böse sein? Die ist doch so lieb, süß und brav. Im zweiten Akt dann: Wer ist das? Wo ist die liebe Nessa hin? Was ich zu der Szene bei Nessa sagen muss: Grandios gespielt. Von allen Beteiligten. Wie Wille da im Schrank saß und dann auf einmal herauskommt- wundervoll. Janine zeigt er sein wandlungsfähiges Wesen, was mich sehr beeindruckt hat. Dann auch Andrea Casati- toll. Einfach toll. Wie er zum Beispiel Fiyero andeutet zu verschwinden in „Tanz durch die Welt“.
Nach dem ersten Akt gingen meine Freundin und ich zur Toilette und ich merkte wie sehr mir schwindelig war. Irgendwie wollten die Stufen nicht so wie ich und meine Freundin meinte, ob ich den schon wieder getrunken hätte. Ich schob es am Ende einfach auf die Reizüberflutung und das viele Grün.
Im zweiten Akt fieberte ich so „Wie ich bin“ entgegen. Und ich kenne mich mittlerweile so gut, dass ich wusste, dass ich heulen würde. Ich also meine beste Freundin nach einem Taschentuch gefragt und als dann die ersten Töne erklungen, griff ich nach ihrer Hand. Irgendwie sah ich in dem Augenblick nicht Elphaba und Glinda dort vorne, sondern uns beide. Rein optisch hätte es auch gepasst. Ich hatte meiner Freundin vor der Show angeboten, sie noch grün anzumalen. Sie wäre dann perfekt gewesen. Schwarze Kleidung und schwarze, lange Haare. Nein, kein Emo. Vietnamesin und Heavy Metal Fan. Und ich teils blond und ein bisschen farbenfroher. Auch passten die Verse zu uns, da ich immer noch der Meinung bin, ich wäre nicht die ich bin, hätte ich sie nicht getroffen und dank ihr habe ich mich zum Besseren geändert.
Über das Thema „Keiner weint um Hexen“ lässt sich diskutieren. Ich habe ziemlich doll geheult. xD
Beim Schlussapplaus waren meine Freundin und ich uns ziemlich einig, dass wir Standing Ovation geben würden, egal was andere machten. In der ersten Reihe standen dann auch das kleine Mädchen aus dem Foyer sowie ihr Papa auf und warfen Rosen auf die Bühne, als Mathias vortrat. Bei Willemijn und Katrin sind dann auch wir aufgesprungen. Als die Einzigen mit den beiden da vorne. Was wieder rum mit einem Lächeln von den beiden quittiert wurde und dann stand auch endlich mal der Rest auf.
Ziemlich erschöpft, aber überglücklich traten wir dann den Weg zum Bahnhof an. Auf dem Weg dorthin wurde ich dann noch von ein paar Verrückten fast umgerannt, die es ganz doll eilig hatten zur SD zu kommen. Glaubt mir, ich finde euch und dann gibt es Ärger.

Auf dem Bahnsteig sah ich dann auch das meine „Lieblings“-kollegin versucht hatte mich zu ereichen, was mir die Sicherheit gab am Freitag wieder ihre Schicht machen zu müssen. Trotzdem konnte meiner guten Laune nichts abtun und so fuhren wir anderthalb Stunden später müde, aber voller Eindrücke, mit dem ICE nach Mannheim, von wo es dann am nächsten Tag nach Berlin zurückging.